Roth ist eine tolle Veranstaltung, keine Frage. Sooo überschwänglich, wie immer berichtet wird, kann ich allerdings nicht ganz nachvollziehen. Im Vergleich zum Ironman Frankfurt sehe ich schon diverse organisatorische Schwächen (z.B. 1 Std. Wartezeit beim Abholen der Startunterlagen, deutlich weniger Helfer, Wettkampfbesprechung erst nach Radabgabe, deutlich unübersichtlicher und unorganiserter nach Zieleinlauf). Auch die Zuschauermassen, von denen so euphorisch berichtet wird, sind sicherlich weniger als in Frankfurt und konzentrieren sich vor allem auf weniger Punkte. Highlight der Radstrecke ist zweifelsohne der Solarer Berg - hier geht wirklich die Post ab: im unteren Teil noch abgegittert, fährt man weiter oben im dichten Zuschauerspalier. Die Tour de France lässt grüßen. Überholen geht hier natürlich nicht.
Insgesamt ist die Radstrecke sehr voll. Trotz versetzter Startgruppen (200 Leute alle 5 Minuten) hatte ich den Eindruck, dass erheblich mehr los war. Vermutlich liegt das einfach daran, dass in Roth nochmal deutlich mehr Teilnehmer starten als in Frankfurt und diese zudem in etwa nach Schwimmzeit einsortiert werden, so dass das, was man vermeiden will, unweigerlich passiert: Leistungsgleiche Schwimmgruppen steigen zeitgleich auf's Rad. Wirklich unfaires Windschattenfahren habe ich nicht beobachtet, aber z.T. war es schon grenzwertig. Nicht aus Bosheit der Teilnehmer, sondern weil eben einfach zu viele auf der Strecke waren.
Die Radstrecke an sich ist sehr schön, aber nicht gerade einfach. Ziemlich hügelig (gesamt 1600 Höhenmeter) und dabei windanfällig. Wer auf der Originalstrecke trainieren will, ist in Roth klar im Vorteil, weil hier auch sonst kaum Verkehr ist. In Frankfurt geht das außerhalb vom Wettkampf nicht.
Die Laufstrecke mit zwei Wendepunkten stellte ich mir im Vorfeld langweilig und einsam vor. Ich vermutete, dass es deutlich schwieriger würde als die vier Runden von Frankfurt, wo man halt immer auch mit Athleten aus anderen Runden gemeinsam in einer Runde läuft. Die Angst war jedoch unbegründet: Auch beim Laufen war es noch ganz schön voll. Interessant macht es zudem, dass die Leute, die schon den Wendepunkt passiert haben, einem auf der selben Strecke entgegen kommen. Insofern hat man immer etwas zu gucken... ;-)
Der Zieleinlauf ist schnell vorbei: Nur rund 200 Meter läuft man in einem improvisierten "Stadion" mit Tribünen und schon ist man im Ziel. Hier wiederum hätte ich mir gewünscht, dass Helfer darauf achten, dass nicht jeder Finisher seine gesamte Familie mit über die Ziellinie schleppt. Kinder sind ja o.k., aber das sollte meiner Meinung nach reichen. Jedenfalls war es im Ziel wieder verdammt eng - und nur die wenigsten davon waren Athleten.
Enttäuschend finde ich, dass es nur eine halbe Stunde live-Bilder im TV gab (in FFM in diesem Jahr 6 Stunden). Dafür kann kein Organisator etwas, aber schade ist es schon für ein solches Mega-Event, zumal sich der ganze Landkreis sehr positiv damit identifiziert.
Fazit: Wer Großveranstaltungen mag (ich gehöre dazu), der ist in Roth sicher richtig. Punktuell lässt sich organisatorisch bestimmt noch an ein paar Schrauben drehen, aber wirklich einschränkend ist das nicht. Mein persönlicher Vergleich mit Frankfurt mag etwas hinken, weil Frankfurt meine erste (und damit emotionalere) Langdistanz war.
Bewertungs Detail | |
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Gesamt | 4 / 5 |
Rennen | 5 / 5 |
Service | 4 / 5 |
Rahmen | 3 / 5 |
Publikum | 4 / 5 |