Erstmals hat ein Südafrikaner den legendären Challenge Roth gewonnen – in Maßarbeit: James Cunnama benötigte für 3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren und 42,195 km Laufen exakt 7:59:59 Stunden unterbot damit die Acht-Stunden-Grenze um einen Wimpernschlag. Da die elfte Auflage des „Challenge“ jedoch Offizielle Langdistanz-Europameisterschaft der Europäischen Triathlon-Union (ETU) war, gab es noch einen zweiten Sieger. Timo Bracht konnte seinem zweiten Platz verdientermaßen Europameistertitel der Europäischen Triathlon-Union hinzufügen.
Dabei hatte das Rennen über weite Strecken ein ganz anderer Mann dominiert. Der Wolfsburger Konstantin Bachor gehörte zu den schnellsten Schwimmern und legte auf dem Rad einen unglaublichen Ritt hin. Um mehr als zehn Minuten distanzierte er die Favoriten, die sich die Nachführarbeit teilen konnten.
Doch schon nach den ersten Laufkilometern war klar, dass Bachor das Tempo und den Vorsprung nicht würde halten können. Timo Bracht und James Cunnama nahmen die Verfolgung auf und hatten den jungen Polizisten bei der Hälfte des abschließenden Marathons in Sichtweite. Wenig später zogen sie an ihm vorbei.
Nun war die Frage: Wer würde das größere Stehvermögen haben? Der Ebersbacher Timo Bracht oder James Cunnama? Beide waren zum dritten Mal in Roth am Start, beide sind schnelle Läufer. Am Ende machte Cunnama das Rennen. „Ich habe mein Tempo durchlaufen können, Timo hatte einmal kurz Probleme, das machte heute den Unterschied“, sagte der Sieger im Ziel. Der Unterschied betrug in Zeiten gerade einmal drei Minuten und 29 Sekunden. So knapp war es beim Challenge in Roth schon lange nicht mehr zugegangen.
Es war fast ein Start-Ziel-Sieg: Die Engländerin Rachel Joyce hat den Challenge Roth in 8:45:04 Stunden gewonnen und sich damit die Goldmedaille bei der Offiziellen ETU-Europameisterschaft über die Triathlon-Langdistanz gesichert. Joyce kam nach 3,8 km Schwimmen schon als zweitschnellste Frau hinter der Tschechin Lucie Zelenkova-Reed aus dem Wasser, übernahm auf den 180 Radkilometern schnell das Zepter und gab die Führung auch auf der Marathonstrecke nicht mehr her.
Joyce ist gewissermaßen die logische Siegerin. Denn immerhin ist die 34-Jährige die amtierende Langdistanz-Weltmeisterin. Deshalb war sie als ausgemachte Favoritin bei diesem weltweit größten und neben Hawaii auch traditionsreichsten Langdistanz-Triathlon an den Start gegangen.
Joyce tritt das Erbe ihrer Landsfrau Chrissie Wellington an, die in den vergangenen drei Jahren in Roth gewonnen und dabei jeweils neue Weltbestzeiten aufgestellt hatte.
Eine Weltbestzeit lag diesmal außerhalb der Reichweite. Es blieb zwar trocken, doch auf den Radrunden blies den Athleten bisweilen ein böiger Wind entgegen. Joyce konnte aber auch gar keinen Blick auf die Uhr riskieren, sondern musste die jagende Konkurrenz immer im Auge behalten. 4:35 Minuten Vorsprung nach Schwimmen und Radfahren auf die überraschend starke Holländerin Mirjam Weerd waren schließlich kein Ruhekissen.
Auch Rang drei ging an eine deutsche Athletin. Vorjahres-Zweite Julia Gajer musste sich diesmal mit dem Bronze-Platz zufrieden geben. Vor allem auf dem Rad hatte sie Mühe, mit den Schnellsten mitzuhalten. Auf den 42,195 Laufkilometern biss sie dann die Zähne zusammen und ihre Zeit von 8:57:02 Stunden war nur unwesentlich schwächer als im Vorjahr.